Junge Menschen trauern gemeinsam in Essen – Artikel in der WDR Lokalzeit Ruhr

„Ich habe 2016 meine Mutter verloren, es war eine Krebserkrankung“, erzählt Daniel. Er trifft sich mit einer Trauergruppe im Jugendzentrum Weigle-Haus in Essen. Dort sitzen junge Menschen zwischen 17 und 33 Jahren zusammen. Sie alle haben einen oder mehrere geliebte Menschen verloren.

Einmal im Monat trifft sich die Essener Trauergruppe. Dann können sie sich austauschen, über ihre Gefühle sprechen und die Trauer miteinander teilen. So wie die 23-jährige Jana. Mit der Zeit fresse einen die Trauer auf, sagt sie.

„Irgendwann hat es halt sehr an mir genagt, von daher bin ich froh, dass ich herkommen durfte“, erinnert sich Jana. Die Teilnehmer der Gruppe werden von ausgebildeten ehrenamtlichen Trauerbegleiterinnen unterstützt. Sie sind als Ansprechpartnerinnen immer dabei.

Überfordert mit Verlust

Gegründet wurde die Gruppe vor fünf Jahren unter anderem von Caren Baesch. Sie betreibt einen alternativen Bestattungsdienst in Bochum. Die Bestatterin wollte ein Hilfsangebot für junge Erwachsene schaffen, die einen Verlust erlebt haben.

Finanzielle Unterstützung bekommt die Gruppe durch Michaela Friedrich-Sikorksi im Auftrag des Fördervereins des ambulaten Hospizdienstes. Sie leitet den ambulanten Hospizdienst am Alfried Krupp Krankenhaus Rüttenscheid. Die Diplompädagogin berichtet, dass gerade die Lebensphase zwischen 20 und 30 Jahren sich schwer mit Trauer vereinbaren lasse. „Das kennen wir alle: In dem Alter ist man unverwundbar. Man probiert sich aus“. Viele haben in dem Alter noch keine Verlusterfahrungen gemacht und sind damit überfordert.

Traurigkeit Raum geben

Bei den Treffen sollen Daniel, Jana und die anderen ihre Traurigkeit zulassen und ihr Raum geben können. Sie sind froh über diese Möglichkeit. Denn in der Gruppe verstehen sie einander, sie können zusammen weinen, aber auch mal gemeinsam lachen: „Weil jeder die Erfahrung gemacht hat und weiß, worum es geht“.


Der Originalartikel wird vom WDR in der Rubrik Lokalzeit Ruhr bereitgestellt.